Thema des Monats: Die digitale Dimension von Gewalt (1)

Teil 1: Worum geht es?

Gewalt, die im Internet verübt wird, oder durch die Anwendung von digitalen Geräten ist keine eigene Form von Gewalt. Es handelt sich um Gewalt, die auf dem selben Kontext der mangelhaften Gleichstellung der Frau und männlicher Anspruchshaltung gegenüber Frauen beruht, wie die Offline-Gewalt. Es sollte deshalb nicht zwischen online und offline verübter Gewalt unterschieden werden.

Gewalt gegen Frauen in ihrer digitalen Dimension sollte vielmehr im Zusammenhang stehend mit der offline verübten Gewalt betrachtet und verstanden werden.

Alle Formen der Gewalt, die in der digitalen Sphäre ausgeübt werden haben eine psychologische Wirkung und sollen deshalb außerdem immer auch als psychologische Gewalt kategorisiert.

Nach dem Verständnis von GREVIO umfasst die digitale Dimension von Gewalt gegen Frauen
a) Online-Aspekte wie Daten und Aktivitäten im Netz, inklusive des Darknet
und
b) schädliches Verhalten, welches durch technische Werkzeuge ausgeübt wird.

Bekannte Studienergebnisse sind:

Infografik Gewalt in ihrer digitalen Dimension  Mehr als die Hälfte der 15- bis 25-Jährigen waren bereits betroffen von Cyberstalking, sexuell expliziten Nachrichten / Bildern oder Online-Missbrauch (Quelle: Women`s Aid)  Betroffene häuslicher Gewalt
45 % haben mindestens eine Form von Online-Gewalt während der Beziehung erfahren
48 % Online-Belästigung und Gewalt durch den Ex-Partner
38 % Online - Stalking
(Quelle: Plan International)  Studie Toxic Twitter von Amnesty International:
5 % der Befragten wurden online bedroht, in Kombination mit sexueller Gewalt, körperlicher Gewalt, Aufforderungen zum Selbstmord oder Morddrohungen gegen sich oder ihre Familie
Infografik: Häufigkeit von Gewalt in ihrer digitalen Dimension

Es besteht aktuell ein Mangel an umfangreicher Datensammlung in diesem Gebiet.

Welche Tatbestände umfasst die digitale Dimension der Gewalt gegen Frauen?

Infografik Sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt  im Netz  • Das nicht konsensuelle Teilen von Bildern oder Videos  Beispiele: 
Revenge Pornography oder Rachepornographie: Jemand veröffentlicht intime Bilder oder Videos, die zum Beispiel während der Beziehung von der Betroffenen selbst oder gemeinsam hergestellt wurden  • Nicht konsensuelle Aufnahme, Produktion oder Anbieten von intimen Bildern oder Videos  Beispiele: 
Upskirting: Jemand fotografiert unter den Rock / das Kleid, um eine Aufnahme von ihrem Po, Schritt oder der Unterwäsche anzufertigen
Creepshots: Jemand fotografiert ein Mädchen / eine Frau ohne deren Einverständnis. Der Fokus liegt in der Regel auf dem Dekolleté, dem Po oder den Beinen.
Deepfake: Jemand fügt ein Gesicht einer Frau in eine pornographische Aufnahme ein. Durch technische Hilfsmittel ist selten zu erkennen, dass es sich nicht um eine echte Aufnahme der Person handelt.  • Ausbeutung, Zwang und Bedrohungen  Beispiele:
Erzwungenes Sexting: Jemand bringt gegen deren Unwohlsein oder Willen eine andere Person dazu, an sexualisierten Gespräche teilzunehmen oder sexuell anzüglicher Aufnahmen zu erstellen oder zu versenden
Sexuelle Erpressung (Sextortion): Jemand erpresst eine andere Person und droht, wenn sie xyz nicht macht, dass sie dann intime Aufnahmen veröffentlichen wird
Vergewaltigungsdrohungen
Sexualisiertes Doxxing: Jemand erpresst eine andere Person damit, intime Details öffentlich zu machen
Identitätsdiebstahl: Jemand gibt sich als eine andere Person aus, zum Beispiel mit einem nachgemachten Social Media Profil
Outing: Jemand verrät intime Details wie zum Beispiel die sexuelle Orientierung gegen den Willen einer Person gegenüber Dritten  • Sexualisiertes Mobbing  Beispiele:
Verbreiten von Gerüchten über das vermeintliche Sexualverhalten des Opfers
sexualisierte Kommentare
Identitätsdiebstahl 
Teilen von sexuellen Inhalten unter dem Namen des Opfers  • Entblößen  Beispiele:
unerwünschte sexuelle Bilder in Dating- oder Messaging-Apps versenden
unerwünschte Bilder über Airdrop oder Bluetooth-Technologien versenden  Ein solches sexistisches Verhalten stellt oft den ersten Schritt hin zu körperlicher Gewalt dar.
Infografik Sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt im Netz

• Bedrohungen
• Rufschädigung
• Überwachung und Sammlung von privaten Informationen des Opfers
• Identitätsdiebstahl
• Sexuelle Angebote
• Ausspionieren des Opfers auf deren Social-Media-Kanälen, Diebstahl von Passwörtern, Einhacken in technische Geräte, Installation von Spyware oder Geolokalisations-Apps, Diebstahl von Geräten
Infografik Online-Stalking
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