Gewaltbetroffenheit

Die Istanbul Konvention legt mit Artikel 11 (Datensammlung und Forschung) nicht nur in Bezug auf Gewaltbetroffenheit, sondern in Bezug auf auf alle Aspekte der Konvention einen großen Wert auf evidenzbasierte politische Maßnahmen. Das bedeutet, dass politische Ansätze auf einer verlässlichen Datenbasis beruhen sollen. Eine wichtige Rolle spielen wissenschaftliche Erkenntnisse über die sogenannten Gewaltprävalenzen, sprich der prozentualen Betroffenheit von Mädchen und Frauen und Betrachtung nach unterschiedlichen soziodemographischen Daten (wie Alter, Tätigkeit, sexuelle Orientierung, Vorliegen einer Beeinträchtigung usw.)

Zu den unterschiedlichen Formen von Gewalt gegen Frauen ist die Datenlage aktuell unterschiedlich gut.

Häusliche Gewalt

Rund ein Viertel oder jede vierte (25 %) der in Deutschland lebenden Frauen haben nach einer Studie des BMFSJ aus dem Jahr 2005 Formen körperlicher (23 %) oder – zum Teil zusätzlich – sexueller Gewalt (7 %) durch aktuelle oder frühere Beziehungspartnerinnen oder -partner erfahren.

Für Wiesbaden liegt vor dem Hintergrund der Hochrechnungen von Gewaltprävalenzen die Zahl bei rund 3.900 Frauen, die statistisch jedes Jahr akut von Häuslicher Gewalt betroffen sind.

Es kann davon ausgegangen werden, dass es in Wiesbaden um die 30.000 Frauen gibt, die in einer gewalttägigen Partnerschaft leben oder lebten. Betrachtet man zusätzlich Formen von psychischer Gewalt durch einen aktuellen oder früheren Partner, könnte gemäß der Studienlage sogar jede Zweite (50 %), und somit ca. 63.000 Frauen von dieser Gewaltform betroffen sein.

Gewaltbetroffenheit von Frauen seit dem 15. Lebensjahr in Deutschland im Lebensverlauf durch den Partner oder Ex-Partner, gemäß der europäischen FRA-Studie 2012, in Form von:

  • Körperliche und/oder sexuelle Gewalt: 22 %
  • Körperliche Gewalt: 20 %
  • Sexuelle Gewalt: 8 %
  • Psychische Gewalt: 50 %
  • Kontrollierendes Verhalten: 40 %
  • Ökonomische Gewalt: 11 %
  • Drohungen oder Handlungen, die Kinder zu verletzen: 9 %

Körperliche Gewalt

Gemäß der Gewaltprävalenzstudie des BMFSJ von 2005 haben 37 % aller Befragten mindestens eine der genannten Handlungen körperlicher Gewalt und Übergriffe ab dem 16. Lebensjahr erlebt.

71 % der Frauen, die von körperlicher Gewalt betroffen waren, gaben als Tatort die eigene Wohnung an. Öffentliche Orte (wie Parks, Straßen, …) wurden von etwas mehr als jeder vierten (26 %) als Tatort genannt.

Der Wert für Deutschland nach der europäischen FRA-Studie (2012) liegt bei 33%
Eine besondere Betroffenheit liegt für Frauen mit Beeinträchtigung in einem Korridor von 58 – 75 % vor.
Gehörlose Frauen sind zu 78 % betroffen. Für den Zeitraum des letzten Jahres lag die Betroffenheit bei 12 % (weibliche Durchschnittsbevölkerung: 6 %). Dabei war in 45 % der Fälle der (Ex-)Partner der Täter.
Psychisch erkrankte Frauen sind zu 75 % betroffen, wobei psychische Erkrankungen auch oft eine Folge der Gewalt sind.

Psychische Gewalt

42 % aller befragten Frauen gaben in der BMFSJ-Studie an, Formen von psychischer Gewalt erlebt zu haben, die von eingeschüchtert Werden oder aggressivem Anschreien über Verleumdungen, Drohungen und Demütigungen bis hin zu Psychoterror reichten.

Frauen mit Beeinträchtigung haben mit 68 – 90 % eine deutlich erhöhte Gewaltbetroffenheit, insbesondere gehörlose, blinde und psychisch erkrankte Frauen: 83 – 90 %

Mehr als vier von fünf gehörlosen Frauen (83 %) sind von psychischer Gewalt betroffen. Für den Zeitraum des letzten Jahres lag die Betroffenheit bei 40 % (weibliche Durchschnittsbevölkerung: 15 %).

Nachstellung (Stalking)

Zu Stalking liegen kaum deutsche Gewaltprävalenzstudien vor, weshalb auf die europäische FRA-Studie zurückgegriffen wird. Diese kam zu folgenden Ergebnissen:
In den 28 EU-Mitgliedstaaten haben 18 % der Frauen seit dem 15. Lebensjahr Stalking erfahren, 5 % in den 12 Monaten vor der Befragung. In Deutschland lag die Lebenszeitprävalenz bei 24 %.

  • Etwa 14 % der Frauen haben wiederholt von derselben Person Nachrichten oder Anrufe erhalten, die beleidigend waren oder Drohungen erhielten
  • 8 % wurden verfolgt oder jemand lungerte vor ihrem Haus / ihrer Wohnung oder Arbeitsstätte herum.
  • Bei 3 % wurde wiederholt durch die Person das Eigentum beschädigt
  • Jeder zehnten Frau (9 %) wurde von ihrem früheren Partner nachgestellt.

Cyberstalking – Nachstellen mittels E-Mails, SMS oder Internet – betrifft besonders junge Frauen.
In den 12 Monaten vor der Befragung haben 4 % aller 18 bis 29 Jahre alten Frauen Online-Stalking erfahren (hingegen nur 0,3 % der Frauen über 60)

Von allen Stalking-Opfern hat jedes fünfte (21 %) Stalking über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren hinweg erfahren.

Drei Viertel (74 %) der Stalking-Fälle wurden nie der Polizei gemeldet.

Sexuelle Gewalt

13 % der befragten Frauen, also fast jede siebte Frau, gaben an, seit dem 16. Lebensjahr Formen von sexueller Gewalt erlebt zu haben, die sich auf die oben beschriebene enge Definition strafrechtlich relevanter Formen erzwungener sexueller Handlungen beziehen.

Für Wiesbaden liegt die Zahl vor dem Hintergrund der Hochrechnungen von Gewaltprävalenzen bei rund 1.280 Mädchen und Frauen, die pro Jahr akut von sexueller Gewalt betroffen sind.
Es ist außerdem davon auszugehen, dass mindestens 19 % der weiblichen Bevölkerung ab 16 Jahren sexuelle Gewalt im Lebensverlauf zugefügt wurde. Damit dürften über 20.000 Mädchen und Frauen ab 16 Jahren von dieser Form der Gewalt und ihren Folgen betroffen sein.

69 % der Frauen, die von körperlicher Gewalt betroffen waren, gaben als Tatort die eigene Wohnung an. Öffentliche Orte (wie Parks, Straßen, …) wurden von 20 % als Tatort genannt

Bekannte Täter werden nur halb so oft angezeigt wie unbekannte (5 % : 12 %).
Die größte Anzeigehäufigkeit existiert bei exhibitionistischen Übergriffen durch Fremdtäter. Hier wird jede fünfte Tat durch betroffene Frauen angezeigt.
Am zweithäufigsten (zu 15 %) angezeigt werden Vergewaltigungen durch Fremdtäter.

Betroffenheit von sexueller Gewalt von Frauen seit dem 15. Lebensjahr in Deutschland gemäß der FRA-Studie aus 2012: 12%

Körperliche sexuelle Gewalt hat knapp jede fünfte Jugendliche oder junge Frau bereits einmal in ihrem Leben erfahren: 18 % der Mädchen und Frauen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren berichten dies. Ein weiteres Drittel derer, die Gewalt erfahren haben, war nach eigener Aussage bereits mehrfach körperlicher Gewalt ausgesetzt (6 %).

Mehr als 66 % der ersten erfahrenen Übergriffe fanden im minderjährigen Alter statt; weitere 16 % berichtetem jünger als 14 Jahre alt gewesen zu sein.

  • 34 % gaben an, dass sie sexuelle Gewalt in Form von ungewollten körperlichen Berührungen (wie Küssen, Petting) erfahren haben.
  • Weitere 23 % berichten von erzwungenem Geschlechtsverkehr und
  • 17 % von anderen ungewollten sexuellen Handlungen.
  • 37 % konnten den Übergriff abwehren.

Verbale /schriftliche sexuelle Gewalt:

  • Sexuelle Kommentare, Beleidigungen, Witze oder Gesten:
    14 – 17 Jahre: 38 %
    18 – 25 Jahre: 40 %
  • Negative Bezeichnungen mit sexuellem Bezug: 11 %
    Verbreitung von Gerüchten sexuellen Inhalts: 14 – 17 Jahre: 17
    18 – 25 Jahre: 20 %

Konfrontation mit sexuellen Handlungen

  • Exhibitionismus: Gegen den Willen dazu gebracht, sein/ihr Geschlechtsteil anzusehen:
    14 – 17 Jahre: 5%
    18 – 25 Jahre: 14 %
  • Gedrängt/Gezwungen worden, pornografisches Material anzuschauen (auch: Handy):
    14 – 17 Jahre: 11%
    18 bis 25 Jahre: 9 %

Viktimisierung im Internet:

  • Im Internet (Facebook/Instagram/Snapchat usw.) sexuell angemacht oder belästigt:
    14 – 17 Jahre: 23 %
    18 bis 25 Jahre: 32 %
  • Gegen den Willen intime Fotos oder Filme ins Internet gestellt worden: 3 %

Auch zur Betroffenheit nach sexueller Orientierung liegen nur wenige Studien vor.
Nach einer Studie wurden 47 % der in Deutschland lebenden lesbischen Frauen in den vergangenen zwölf Monaten Opfer eines sexualisierten Angriffs oder einer Bedrohung

  • mindestens einmal attackiert: 47 %
  • mindestens zweimal attackiert: 28 %
  • mindestens dreimal attackiert: 11 %

In einer repräsentativen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Jugendsexualität aus dem Jahr 2015 gaben 32 % aller jungen lesbischen und bisexuellen Frauen zwischen 14 und 25 Jahren an, bereits sexuelle Gewalt erfahren zu haben (heterosexuell: 20 %)

Frauen mit Beeinträchtigung haben ebenfalls eine höhere Gewaltbetroffenheit:
Sexueller Missbrauch durch Erwachsene 20 – 34 % (Durchschnitt: 10 %)
Sexueller Missbrauch durch Erwachsene oder andere Kinder und Jugendliche:

  • Gehörlose Frauen: 52 %
  • Blinde Frauen: 40 %
  • Psychisch erkrankte Frauen: 34 %
  • Geistige Beeinträchtigungen: 25 %

Gehörlose Frauen haben mehr als dreimal so häufig wie Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt sexuelle Gewalt durch Erwachsene erfahren (37 % vs. 10 %) und sie waren zu 40 % von ungewollten Handlungen durch andere Kinder und Jugendliche betroffen.

Rituelle Gewalt

Zu sexuellem Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen liegen bis dato nur wenige empirische Erkenntnisse vor.

Eine Studie der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs kommt zu folgenden Ergebnissen:

  • Die Erfahrungen von organisierter und ritueller Gewalt (ORG) beginnen meist früh und durchschnittlich im Alter von 3 Jahren.
  • Die Betroffenen brauchen im Durchschnitt mehr als 24 Jahren, bis sie sich einem anderen Menschen mitteilen.
  • Als Täterinnen und Täter wurden von 65 % der Befragten die Mitglieder der Herkunftsfamilie genannt.
  • Es wurde ein breites Spektrum an Gewalterfahrungen berichtet. Besonders oft erfolgt mit 67 % der Befragten schwere sexuelle Ausbeutung im Kindesalter (Kinderprostitution) und bei 65 % Missbrauchsabbildungen (Kinderpornographie). Ein Drittel berichtete auch im Erwachsenenalter von erzwungener Prostitution, mehr als 24 % wurden Opfer von Menschenhandel
  • Indoktrination durch die Tatpersonen wurde von 65 % der Studienteilnehmenden angegeben
    (49 % satanistische Gruppen, 19 % religiöse Sekten, 12 % rassistische, rechtsextreme und faschistische Gruppierungen)
  • Gewaltformen: Wiederholte Vergewaltigungen durch mehrere Tatpersonen (85 %), Nahtoderfahrungen (86 %) und erzwungene Gewalt gegen andere Menschen (68 %)
  • 91 % gaben an, dass infolge der zugefügten Gewalt dissoziative Persönlichkeitsanteile entstanden sind, in mehr als der Hälfte der Fälle wurden diese durch die Tatpersonen gezielt erzeugt.

Beim bundesweiten Hilfetelefon für Frauen meldeten sich im Jahr 2017 124 Ratsuchende. Außerdem gingen 476 Anträge betreffend den rituellen/sektenmäßigen Missbrauch, beim Fonds „Sexueller Missbrauch“ des UBSKM ein.

Prostitution

Frauen in der Prostitution weisen um eine vielfach erhöhte Gewaltbetroffenheit gegenüber der weiblichen Durchschnittsbevölkerung auf, sowohl in ihrer Kindheit als auch im Erwachsenenalter und mit Bezug zur Tätigkeit in der Prostitution

Seit dem Jahr 2000 wurden mindestens 105 Frauen in der Prostitution umgebracht, davon zwei in Wiesbaden. Weitere 65 Mordversuche sind dokumentiert. (Sex Industry Kills, Stand: 15. August 2022)

Weibliche Genitalverstümmelung (FGM)

Weltweit sind laut WHO 200 Millionen Mädchen und Frauen betroffen. In der Regel sind die Mädchen zwischen 0 und 14 Jahre alt.

Terre des Femmes schätzt die Zahl der betroffenen oder bedrohten in Deutschland lebenden Frauen und Mädchen auf insgesamt 58.092 Personen (9.322 Gefährdete und 48.770 Betroffene)
Die Integra Studie aus dem Jahr 2017 kommt auf eine Zahl von mindestens 47.359 Betroffenen. Die meisten davon stammen aus Eritrea, Indonesien, Somalia, Ägypten und Äthiopien. Die Zahl der gefährdeten Mädchen in Deutschland wurde hier auf ein Intervall zwischen 1.558 und 5.684 Mädchen geschätzt.

Weibliche Genitalverstümmelung ist in weiten Teilen Westafrikas, Ostafrikas und Zentralafrikas sowie in Ländern wie dem Jemen, dem Irak (insbesondere bei den Kurdinnen), Indonesien und Malaysia verbreitet.
Es ist anzunehmen, dass FGM aber in weitaus mehr Ländern praktiziert wird. Insbesondere in Ländern wie Ägypten, Dschibuti, Guinea, Mali, Sierra Leone, Somalia und im Norden des Sudan wird FGM häufig durchgeführt. So sind in den genannten Ländern jeweils mehr als 90 Prozent der dort lebenden Frauen und Mädchen infibuliert. In Malaysia hat eine Fatwa aus dem Jahr 2009 FGM_C zur Pflicht gemacht.

Der Integra-Studie zufolge kennen Mädchen, die in Deutschland aufwachsen, ihre Rechte gut. Sollte ihnen FGM drohen, wissen sie, dass sie zum Jugendamt gehen können und dort dafür gesorgt wird, dass sie geschützt werden.

Zwangsheirat

2011 wurde mit der Studie „Zwangsverheiratungen in Deutschland – Anzahl und Analyse von Beratungsfällen“ erstmals bundesweit das Wissen von Fachberatungsstellen erhoben und systematisch ausgewertet. Es besteht nach wie vor ein erhebliches Defizit an empirischen Erkenntnissen.

Auch die genannte Studie kann nur Aussagen über das Hellfeld in Bezug auf Zwangverheiratungen geben: Insgesamt wurden für das Jahr 2008 3.443 beratene Personen erfasst, wobei die Zahlen rund 60 % angedrohte und 40 % vollzogene Zwangsverheiratungen umfassten. Bei nur 7 % der Personen (252) handelte es sich um Männer.
Es ist wahrscheinlich, dass einige Personen sich in mehreren Beratungsstellen beraten ließen.

Zentrale Ergebnisse:

  • Von Zwangsverheiratungen sind in erster Linie Mädchen und Frauen bedroht bzw. betroffen, darunter knapp 30 % im Alter bis einschließlich 17 Jahre. Auf die Altersklasse der 18- bis 21-Jährigen entfallen rund 40 %. Die jüngste Beratene war 9 Jahre, die älteste 55 Jahre alt.
  • Je älter die beratenen Personen waren, umso häufiger waren sie bereits gegen ihren Willen verheiratet.
  • Bedroht waren vor allem Mädchen mit Migrationshintergrund im Alter von 18 und 21 Jahren. In vielen Fällen hatten sie die deutsche Staatsangehörigkeit. Die meisten sind in Deutschland geboren (32 %), gefolgt von der Türkei (23 %), Serbien/Kosovo/Montenegro (8 %) und dem Irak (6 %). Auch wenn diejenigen mit türkischer Herkunft die größte Gruppe stellen (und auch die größte Gruppe der in Deutschland lebenden ausländischen Bevölkerung sind), stellen sie insgesamt weniger als die Hälfte aller Beratenen.
  • Unabhängig vom Alter hatten die Verheirateten ein deutlich niedrigeres Schul- und Berufsbildungsniveau als diejenigen, die noch nicht verheiratet wurden.
  • Zwei Drittel der betroffenen Personen (67 %) gaben an, schon in ihrer Erziehung Gewaltanwendung ausgesetzt gewesen zu sein: An erster Stelle steht hierbei psychische, gefolgt von körperlicher Gewalt. Sexuelle Gewalt kommt in einer Größenordnung von 7 % vor.
  • Die Mehrheit der Zwangsverheiratungen (52 %) findet im Ausland statt oder ist dort geplant 28 % der Ehen sollten in Deutschland geschlossen werden. Die Zwangsehen gehen vielfach mit einem unfreiwilligen Umzug ins Ausland einher.

Bis zum Stichtag im Juli 2016 lebten dem Ausländerzentralregister zufolge in Deutschland ca. 1475 verheiratete minderjährige Ausländerinnen (darunter 1152 minderjährige Ehefrauen).
361 waren unter 14 Jahre alt. 664 syrische Staatsbürgerinnen bildeten dabei die Mehrheit.

Zwangssterilisation

Das Bundesjustizministerium schätzt, dass bis 1991 in Westdeutschland jährlich bis zu 1.000 geistig behinderte Mädchen sterilisiert wurden.

1992 wurde das Betreuungsgesetz geändert. Nach diesem hat ein gesetzlicher Vertreter nicht mehr das Recht, kraft seines Amtes die Sterilisation der betreuten Person zu veranlassen, sondern es muss ein separater Sterilisationsbetreuer bestellt werden. Seitdem gibt es ca. 100 genehmigte Anträge zur Sterilisation.

Das Deutsche Institut für Menschenrechte und Behindertenverbände fordern die Aufhebung der Sterilisationsregelung und sehen einen Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention.

Zu durch Ärzte eigenmächtig durchgeführte ungewollte Sterilisationen (zum Beispiel nach einem Kaiserschnitt) liegen keine empirischen Daten vor. Meldungen zu entsprechenden Gerichtsverfahren lassen jedoch darauf schließen, dass diese durchaus vorkommen, wenn auch selten.

Zwangsabtreibung

Hierzu liegen keine empirischen Erkenntnisse vor.

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